Cyberversicherung für KMU: Der umfassende Leitfaden – Obliegenheiten, Standards und professionelle Beratung

Warum Cyberversicherung für KMU unverzichtbar geworden ist

Die digitale Bedrohungslage für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) hat sich dramatisch verschärft. Laut der aktuellen TÜV-Cybersecurity-Studie vom 11. Juni 2025 nehmen Sicherheitsvorfälle in Deutschland kontinuierlich zu. Im vergangenen Jahr wurden 15 Prozent der Unternehmen Opfer eines Cyberangriffs – ein Anstieg um vier Prozentpunkte gegenüber 2023. Besonders alarmierend: Inzwischen wird fast jeder dritte Cyberversicherungsantrag abgelehnt – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr.
Eine Cyberversicherung für KMU ist heute nicht mehr optional, sondern geschäftskritisch. Doch der Abschluss allein reicht nicht – entscheidend sind die Einhaltung der Obliegenheiten und eine professionelle IT-Sicherheitsstrategie,

Die aktuelle Cyberbedrohungslage für KMU

Dramatische Zunahme von Cyberangriffen

Auf 148,2 Milliarden Euro beliefen sich laut Bitkom im Jahr 2023 die Schäden, die durch Cyberattacken verursacht wurden.
Besonders alarmierend: Rund 60 Prozent der Cyberangriffe in Deutschland entfallen auf den Mittelstand, wobei viele dieser Angriffe eine direkte existenzielle Bedrohung darstellen. Der durchschnittliche Schaden durch Cyberangriffe liegt bei KMU bei über 200.000 Euro – ein Betrag, den viele Unternehmen nicht auffangen können.

Neue Dimensionen der Cyberbedrohung

KI-gestützte Cyberangriffe: Die zunehmende Nutzung künstlicher Intelligenz durch Cyberkriminelle führt zu sophistizierteren Angriffsmethoden. Deepfake-basierte CEO-Fraud-Angriffe, automatisierte Spear-Phishing-Kampagnen und KI-generierte Malware stellen neue Herausforderungen für KMU dar, die auch bei Cyberversicherern zu verschärften Obliegenheiten führen.
Cloud-Sicherheit als kritischer Faktor: Mit der verstärkten Nutzung von Cloud-Services entstehen neue Angriffsvektoren. Fehlkonfigurationen, unzureichende Zugriffskontrollen und mangelnde Verschlüsselung in Cloud-Umgebungen sind häufige Ursachen für Datenlecks. Cyberversicherer fordern zunehmend spezielle Cloud-Sicherheitsmaßnahmen als Obliegenheit.

Typische Bedrohungsszenarien für KMU

  • Ransomware-Angriffe: Verschlüsselung kritischer Unternehmensdaten mit Lösegeldforderungen
  • Social Engineering: Manipulation von Mitarbeitern zur Preisgabe sensibler Informationen
  • CEO-Fraud: Betrug durch vorgetäuschte Identitäten von Führungskräften
  • Datendiebstahl: Abgriff von Kundendaten, Geschäftsgeheimnissen oder Produktionsdaten
  • Betriebsunterbrechungen: Lahmlegen der IT-Infrastruktur mit weitreichenden Folgeschäden
Nutzen Sie unseren Cybervorfall‒Meldefristen‒Rechner, um im Ernstfall die gesetzlichen Meldepflichten einzuhalten.

Was ist eine Cyberversicherung und welche Leistungen bietet sie?

Eine professionelle Cyberversicherung für KMU umfasst in der Regel drei Hauptbereiche:

Eigenschäden

  • Datenwiederherstellung und forensische Untersuchungen
  • Betriebsunterbrechungsschäden und Ertragsausfall
  • Kosten für Systemwiederherstellung und IT-Forensik
  • Notfall-IT-Services und Datenrettung

Drittschäden (Haftpflicht)

  • Schadenersatzansprüche von Kunden oder Geschäftspartnern
  • Rechtsverteidigung bei Haftpflichtansprüchen
  • Datenschutzverletzungen nach DSGVO
  • Vertragsstrafen und Regressforderungen

Assistance-Leistungen

  • 24/7-Notfall-Hotline
  • PR- und Krisenmanagement
  • Rechtsbeistand und Compliance-Beratung
  • Cyber-Sicherheitsberatung
Bei Datenschutzverletzungen hilft unser Datenschutzpanne‒Meldetool bei der korrekten und fristgerechten Meldung an die Aufsichtsbehörden.

Obliegenheiten in der Cyberversicherung: Der Schlüssel zum Versicherungsschutz

Was sind Obliegenheiten?

Versicherer reagieren mit schärferen Annahmekriterien: Durch hohe Anforderungen an die IT der versicherten Unternehmen sowie vertragliche Obliegenheiten schaffen die Cyberversicherer rechtliche Möglichkeiten, um Leistungen im Schadenfall zu kürzen. Diese Entwicklung ist eine direkte Reaktion auf steigende Schadenquoten und die zunehmende Komplexität der Bedrohungslage.
Obliegenheiten sind vertragliche Pflichten, die Versicherungsnehmer während der Vertragslaufzeit erfüllen müssen. Bei Verletzung dieser Pflichten kann der Versicherer Leistungen kürzen oder ganz verweigern.

Typische Obliegenheiten in Cyberversicherungen

Technische IT-Mindeststandards

  • Firewalls und Netzwerksicherheit: Aktuelle Firewall-Systeme mit regelmäßiger Konfigurationsprüfung
  • Antiviren-Software: Enterprise-grade Antimalware-Lösungen mit automatischen Updates
  • Update-Management: Unverzügliche Installation kritischer Sicherheitspatches (oft binnen 72 Stunden)
  • Backup-Strategie: Regelmäßige, getestete Datensicherungen mit Offline-Komponenten
  • Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA): Besonders für administrative Zugriffe und kritische Systeme

Zugriffskontrollen und Identitätsmanagement

  • Rollenbasierte Zugriffskontrolle: Klar definierte Benutzerrollen und Berechtigungen
  • Starke Passwort-Richtlinien: Komplexe Passwörter und regelmäßige Änderungen
  • Privileged Access Management: Besondere Sicherheitsmaßnahmen für Administratoren
  • Zugriffsprotokollierung: Nachvollziehbare Dokumentation aller Systemzugriffe

Organisatorische Maßnahmen

  • Mitarbeiterschulungen: Regelmäßige, dokumentierte IT-Sicherheitstrainings
  • Incident-Response-Pläne: Getestete Notfallprozeduren für Cyberattacken
  • Compliance-Management: Einhaltung branchenspezifischer Sicherheitsstandards
  • Externe Dienstleister: Sicherheitsbewertung und vertragliche Verpflichtungen

Hybrid- und Remote-Work-Sicherheit

  • Sichere VPN-Verbindungen für alle Remote-Zugriffe
  • Endpoint Detection and Response (EDR) für Home-Office-Geräte
  • Mobile Device Management (MDM) für Firmen-Smartphones und -Tablets
  • Separierung von privaten und geschäftlichen Daten auf BYOD-Geräten
  • Sichere Video-Konferenz-Lösungen mit End-to-End-Verschlüsselung

Herausforderungen bei der Obliegenheitseinhaltung

Heterogene Anforderungen: Laut aktueller Marktanalyse haben 44% der Cyberversicherer weitreichende "Stand der Technik"-Obliegenheiten, während 31% komplett darauf verzichten. Diese Uneinheitlichkeit erschwert die Compliance erheblich.
Komplexe rechtliche Auslegung: Obliegenheiten wie "Einhaltung aller gesetzlichen, behördlichen sowie vertraglich vereinbarten Sicherungsmaßnahmen" können bei Deckungsstreitigkeiten problematisch werden.
Für Unternehmen ohne entsprechende Expertise kann es sinnvoll sein, externe Beratung durch qualifizierte IT-Sicherheitsexperten in Anspruch zu nehmen. Unsere externen ISB-Services unterstützen Sie dabei, alle Obliegenheiten systematisch zu erfüllen.

BSI CyberRisikoCheck: Eine strukturierte Standortbestimmung für KMU

Was ist der BSI CyberRisikoCheck?

Der CyberRisikoCheck basiert auf der DIN SPEC 27076 "IT-Sicherheitsberatung für kleine und Kleinstunternehmen" und wurde in einem Konsortium unter Leitung des BSI entwickelt.
Besonders relevant: An der Entwicklung war auch "eine Tochter des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft" beteiligt – die Versicherungsbranche war also direkt in die Standardentwicklung eingebunden.

Detaillierter Aufbau und Durchführung

Ideale Zielgruppe: Der CyberRisikoCheck ist speziell für Kleinstunternehmen und Unternehmen ohne bisheriges ISMS konzipiert, die eine strukturierte Erstbewertung ihrer IT-Sicherheitslage benötigen. Er bietet einen niedrigschwelligen Einstieg in die systematische IT-Sicherheit.
Wichtige Einschränkung: Für Unternehmen, die bereits IT-Sicherheitsmaßnahmen umgesetzt haben oder komplexere IT-Landschaften betreiben, ist der Check "sehr high-level" und greift oft zu kurz.
Die sechs Themenbereiche:
  • Organisatorische IT-Sicherheit
  • Technische IT-Sicherheit
  • Datenschutz und Compliance
  • Notfallmanagement
  • Mitarbeitersensibilisierung
  • Externe Dienstleister

Vorteile des BSI CyberRisikoChecks

Für die Cyberversicherung

  • Standardisierte Risikobewertung
  • Verbesserte Annahmekriterien
  • Potenzial für reduzierte Prämien bei guter Bewertung
  • Nachweis der Sorgfaltspflicht

Für das Unternehmen

  • Strukturierte Analyse der IT-Sicherheitslage
  • Konkrete Handlungsempfehlungen
  • Verbesserung der Cyber-Resilienz
  • Compliance mit Standards
Als zertifizierte Partner können wir diesen standardisierten CyberRisikoCheck für Ihr Unternehmen durchführen und Sie bei der Umsetzung der Empfehlungen unterstützen.

BSI CyberRisikoCheck: Der wichtige erste Schritt, aber nicht das Ziel

Vorteile als Einstieg

  • Strukturierte Standortbestimmung: Systematische Erfassung des IST-Zustands
  • Standardisierte Bewertung: Vergleichbare Ergebnisse nach einheitlichen Kriterien
  • Konkrete Handlungsempfehlungen: Priorisierte Maßnahmen mit Dringlichkeitsbewertung
  • Versicherungsvorbereitung: Grundlagen für spätere Versicherungsanträge
  • Kostengünstige Erstanalyse: Effizienter Einstieg ohne große Investitionen

Grenzen des BSI-Checks

  • Oberflächlichkeit: Nur 27 Grundanforderungen vs. hunderte Detailanforderungen mancher Cyberversicherungen
  • Fehlende Tiefe: Technische Details und komplexe Bedrohungsszenarien werden nicht abgedeckt
  • Keine Zertifizierung: Versicherer erwarten teilweise höhere Standards (ISO 27001, BSI IT-Grundschutz)
  • Statische Momentaufnahme: Keine kontinuierliche Überwachung oder Verbesserung
  • Begrenzte Compliance: Reicht nicht für regulierte Branchen oder NIS-2-Anforderungen

Cyber-Notfallplan entwickeln

  • Incident Response Team mit klaren Verantwortlichkeiten
  • Kommunikationsketten für interne und externe Stakeholder
  • Technische Wiederherstellungsprozeduren für kritische Systeme
  • Checklisten für verschiedene Angriffsszenarien (Ransomware, Datendiebstahl, etc.)
  • Regelmäßige Übungen und Aktualisierung der Pläne
  • Vorbereitete Kommunikation für Kunden, Medien und Behörden
Als zertifizierte Partner können wir diesen standardisierten CyberRisikoCheck für Ihr Unternehmen durchführen und Sie bei den notwendigen Folgeschritten zur umfassenden IT-Sicherheit unterstützen. Die eine dauerhafte Unterstützung sind wir als externe ISB (Informationssicherheitsbeauftragte) für Ihr Unternehmen tätig.
Landesförderungen: Verschiedene Bundesländer wie beispielsweise NRW, Hessen und Niedersachsen bieten Unterstützung für IT-Sicherheitsberatungen. Gerne helfen wir Ihnen bei der Auswahl von Fördermöglichkeiten.

Realistische Kosten der Cyberversicherung

Bei der Kalkulation einer Cyberversicherung für KMU ist es wichtig zu verstehen, dass die reine Versicherungsprämie nur einen Teil der Gesamtkosten darstellt.

1. Versicherungsprämie (Basis)

  • Abhängig von Branche, Unternehmensgröße und Deckungssumme
  • Typischer Bereich für KMU: 2.000-8.000 € jährlich
  • Reduzierung durch gute IT-Sicherheitsbewertung möglich

2. Pflichtinvestitionen für IT-Sicherheit

  • Technische Grundausstattung: Firewalls, Antiviren-Software, Backup-Lösungen (1.500-5.000 € jährlich)
  • Mitarbeiterschulungen: Mehrere 100 € pro Mitarbeiter (nicht pauschal pro Unternehmen!)
  • Externe Beratung: Sicherheitsaudits, Compliance-Checks (2.000-8.000 € jährlich)
  • Dokumentation und Prozesse: ISMS-Aufbau, Richtlinien-Entwicklung (mehrere 1.000 € einmalig)

3. Obliegenheiten-Management

  • Regelmäßige Sicherheitsupdates und Patch-Management
  • Kontinuierliche Überwachung und Incident Response
  • Dokumentation und Nachweis der Sicherheitsmaßnahmen

Warum diese Investitionen unverzichtbar sind

  • Verschärfte Annahmekriterien: Versicherer lehnen inzwischen fast jeden dritten Antrag ab. Unternehmen ohne angemessene IT-Sicherheitsmaßnahmen erhalten oft gar keinen Versicherungsschutz.
  • Obliegenheiten-Erfüllung: Ohne entsprechende IT-Sicherheitsmaßnahmen riskieren Unternehmen den Verlust ihres Versicherungsschutzes bei einem Schadenfall.
  • Präventive Wirkung: Investitionen in IT-Sicherheit reduzieren das Risiko erfolgreicher Cyberangriffe erheblich.

Return on Investment (ROI)

Kosteneinsparungen durch Prävention:
  • Vermeidung von Datenschutzbußgeldern (bis zu 4% des Jahresumsatzes)
  • Reduzierung von Betriebsunterbrechungen
  • Schutz vor Reputationsschäden
  • Compliance-Sicherheit
Beispielrechnung Schadensvermeidung:
  • Durchschnittlicher Cyberschaden bei KMU: 200.000 €
  • Wahrscheinlichkeit eines Cyberangriffs: 15% jährlich
  • Erwarteter jährlicher Schaden: 30.000 €
  • Präventionskosten: 31.800-51.800 € jährlich
  • ROI positiv bei Schadenreduzierung um mindestens 50-75%

Aktuelle Marktentwicklung und verschärfte Bedingungen

Dramatische Veränderungen im Cyberversicherungsmarkt

Hohe Ablehnungsquoten: Fast jeder dritte Cyberversicherungsantrag wird inzwischen abgelehnt – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Strengere Annahmekriterien: Versicherer reagieren mit schärferen Annahmekriterien auf:
  • Steigende Schadenquoten (zwischen 20,1% und 112,8% bei Top-10-Anbietern)
  • Verschärfte Regulierung
  • Zunehmende Komplexität der Bedrohungslage
Besondere Herausforderungen für KMU: Kleinere und mittlere Unternehmen haben häufig nicht das erforderliche IT-Sicherheitsniveau, um den Anforderungen der Anbieter zu genügen.

Obliegenheiten-Unterschiede zwischen Versicherern

Problematische Heterogenität:
  • 44% der Anbieter: Weitreichende "Stand der Technik"-Obliegenheiten
  • 25% der Anbieter: Klar abgeschlossene Anzahl definierter Obliegenheiten
  • 31% der Anbieter: Verzicht auf Obliegenheiten komplett
Diese Uneinheitlichkeit erschwert die Auswahl erheblich und erfordert professionelle Beratung.

Handlungsempfehlungen für KMU

1

Sofortmaßnahmen

  • BSI CyberRisikoCheck als Einstieg: Standardisierte Sicherheitsbewertung nach DIN SPEC 27076 – perfekt für Unternehmen ohne bisheriges ISMS
  • Grundschutz implementieren: Essentielle IT-Sicherheitsmaßnahmen aus dem CyberRisikoCheck umsetzen
  • Mitarbeiter-Grundschulung: Sofortige Sensibilisierung für die häufigsten Bedrohungen
  • Gap-Analyse: Bewertung, welche zusätzlichen Maßnahmen über den CyberRisikoCheck hinaus nötig sind
2

Mittelfristige Strategie

  • Über den CyberRisikoCheck hinaus: Professionelle IT‒Sicherheitsberatung für systematischen Ausbau
  • Umfassende Mitarbeiterschulungen: Realistische Budgetplanung
  • ISMS-Aufbau: Strukturiertes Informationssicherheitsmanagement als Weiterentwicklung
  • Cyberversicherung abschließen: Nach substanzieller Verbesserung der Sicherheitslage
  • Obliegenheiten-Management: Systematische Überwachung aller vertraglichen Pflichten
3

Langfristige Ziele

  • Zertifizierung anstreben: ISO 27001 oder BSI IT-Grundschutz-Zertifizierung
  • Cyber-Resilienz ausbauen: Aufbau robuster Incident-Response-Fähigkeiten
  • Kontinuierliche Verbesserung: Etablierung eines PDCA-Zyklus für IT-Sicherheit
  • Digitale Transformation sicher gestalten: Sichere Implementierung neuer digitaler Geschäftsmodelle

Erfolgsfaktoren für optimalen Cyberversicherungsschutz

Strukturierter Einstieg

CyberRisikoCheck als erste Standortbestimmung für Unternehmen ohne ISMS

Realistische Weiterentwicklung

Verstehen, dass der BSI-Check nur der erste Schritt ist

Professionelle Begleitung

Externe Expertise für den Weg von der Grundbewertung zur umfassenden IT-Sicherheit

Realistische Budgetplanung

Vollständige Erfassung aller Kostenpositionen einschließlich angemessener Mitarbeiterschulungen

Obliegenheiten-Management

Erfüllung aller vertraglichen Pflichten durch professionelle Strukturen

Kontinuierliche Verbesserung

Anpassung an verschärfte Marktbedingungen und neue Bedrohungslagen

Häufig gestellte Fragen (FAQ) Cyberversicherung für KMU

Kosten und Budgetplanung

Was kostet eine Cyberversicherung für kleine Unternehmen?
Die Cyberversicherung Kosten für KMU setzen sich aus mehreren Komponenten zusammen: Die reine Versicherungsprämie liegt bei 2.000-8.000 € jährlich. Dazu kommen jedoch Pflichtinvestitionen für IT-Sicherheit: Für ein Unternehmen mit 50 Mitarbeitern entstehen realistische Gesamtkosten von 31.800-51.800 € pro Jahr.
Warum werden Cyberversicherungsanträge abgelehnt?
Fast jeder dritte Cyberversicherungsantrag wird inzwischen abgelehnt. Hauptgründe sind unzureichende IT-Sicherheitsmaßnahmen, fehlende Dokumentation von Sicherheitsprozessen, mangelnde Mitarbeiterschulungen und das Nicht-Erfüllen der technischen Mindeststandards der Versicherer.
Lohnt sich eine Cyberversicherung für kleine Unternehmen?
Ja, definitiv. Der durchschnittliche Cyberschaden bei KMU liegt bei über 200.000 € – ein Betrag, der viele Unternehmen in die Insolvenz treiben kann. Bei einer 15%igen Wahrscheinlichkeit eines jährlichen Cyberangriffs amortisieren sich die Präventionskosten bereits bei einer Schadenreduzierung um 50-75%.

BSI CyberRisikoCheck

Was ist der BSI CyberRisikoCheck?
Der BSI CyberRisikoCheck nach DIN SPEC 27076 ist eine standardisierte IT-Sicherheitsbewertung für KMU mit bis zu 50 Mitarbeitern. In einem 1-2 stündigen Interview werden 27 Anforderungen aus 6 Themenbereichen überprüft. Er ist perfekt für Unternehmen ohne bisheriges ISMS als strukturierte Erstbewertung geeignet.
Reicht der BSI CyberRisikoCheck für eine Cyberversicherung?
Der CyberRisikoCheck ist ein wichtiger erster Schritt, aber meist nicht ausreichend. Er deckt die Grundlagen ab, ist jedoch "sehr high-level". Für eine umfassende Cyberversicherung sind zusätzliche Maßnahmen wie detaillierte Mitarbeiterschulungen, erweiterte technische Sicherheitsmaßnahmen und professionelles Obliegenheiten-Management erforderlich.
Was kostet ein BSI CyberRisikoCheck?
Ein CyberRisikoCheck kostet etwa 500-800 € zzgl. MwSt. Verschiedene Bundesländer in NRW, Hessen und Niedersachsen bieten Förderungen für IT-Sicherheitsberatungen an.

Obliegenheiten und rechtliche Aspekte

Was sind Obliegenheiten bei Cyberversicherungen?
Obliegenheiten sind vertragliche Pflichten, die Versicherungsnehmer während der Vertragslaufzeit erfüllen müssen. Dazu gehören regelmäßige Sicherheitsupdates, Mitarbeiterschulungen, Backup-Strategien, Multi-Faktor-Authentifizierung und die unverzügliche Meldung von Sicherheitsvorfällen. Bei Verletzung können Versicherer Leistungen kürzen oder verweigern.
Was passiert wenn Obliegenheiten nicht erfüllt werden?
Bei Obliegenheitsverletzungen kann der Versicherer im Schadenfall die Leistungen anteilig kürzen oder komplett verweigern. Da 44% der Versicherer weitreichende "Stand der Technik"-Obliegenheiten haben, ist professionelles Obliegenheiten-Management essentiell.
Muss ich einen externen ISB für die Cyberversicherung haben?
Ein externer Informationssicherheitsbeauftragter ist nicht gesetzlich vorgeschrieben, aber für die systematische Erfüllung der Obliegenheiten sehr empfehlenswert. Er überwacht alle vertraglichen Pflichten, dokumentiert Sicherheitsmaßnahmen und kommuniziert proaktiv mit dem Versicherer.

Technische Anforderungen

Welche IT-Sicherheitsmaßnahmen fordern Cyberversicherer?
Technische Mindeststandards umfassen aktuelle Firewalls, Enterprise-Antimalware, unverzügliche Sicherheitsupdates (oft binnen 72 Stunden), regelmäßige getestete Backups, Multi-Faktor-Authentifizierung für kritische Systeme und rollenbasierte Zugriffskontrollen. Zusätzlich werden regelmäßige Mitarbeiterschulungen und dokumentierte Incident-Response-Pläne gefordert.
Wie oft müssen Mitarbeiter geschult werden?
Regelmäßige IT-Sicherheitsschulungen sind eine Standard-Obliegenheit. Empfohlen werden mindestens jährliche Grundschulungen plus quartalsweise Phishing-Simulationen.
Was ist mit Cloud-Sicherheit bei Cyberversicherungen?
Cloud-Sicherheit wird zunehmend von Versicherern als Obliegenheit gefordert. Dazu gehören sichere Konfigurationen, Verschlüsselung, Identitäts- und Zugriffsmanagement (IAM), regelmäßige Sicherheitsaudits der Cloud-Umgebung und vertraglich abgesicherte Sicherheitsstandards mit Cloud-Anbietern.

Regional und branchenspezifisch

Gibt es regionale Unterschiede bei Cyberversicherungen?
Grundsätzlich gelten bundesweit ähnliche Standards. Jedoch bieten NRW, Hessen und Niedersachsen verschiedene Förderprogramme für IT-Sicherheitsberatungen. Lokale IT-Dienstleister können bei der Umsetzung von Obliegenheiten und beim Kontakt zu regionalen Versicherungsmaklern helfen.
Brauchen verschiedene Branchen unterschiedliche Cyberversicherungen?
Ja, definitiv. Branchenspezifische Anforderungen variieren erheblich: Gesundheitswesen: § 75c SGB V, Patientendaten-Schutz-Gesetz Finanzsektor: BaFin-Vorgaben, MaRisk Kritische Infrastrukturen: BSI-Gesetz, IT-Sicherheitsgesetz Produktionsunternehmen: OT/IT-Trennung, Industriesteuerungen

Notfall und Schadenfall

Was tun bei einem Cyberangriff mit Cyberversicherung?
Sofortmaßnahmen im Schadenfall: Unverzügliche Meldung an den Versicherer (meist binnen 24-48 Stunden) Dokumentation aller Maßnahmen und Schäden Nichts löschen – forensische Spuren bewahren 24/7-Notfall-Hotline der Versicherung kontaktieren Externe Spezialisten nur nach Rücksprache mit Versicherer beauftragen Datenschutzbehörden bei DSGVO-Verstößen binnen 72 Stunden informieren
Wie schnell zahlt die Cyberversicherung?
Die Schadenregulierung dauert in der Regel 4-12 Wochen, abhängig von der Komplexität des Falls. Viele Versicherungen bieten Vorschusszahlungen für sofortige Maßnahmen wie IT-Forensik oder Notfall-IT-Services.